Praxisbeispiel AlexanderTechnik

Die methodischen Ansätze passieren im Rahmen der KomplementärTherapie. Es ist kein «festes Konzept», sondern passt sich interaktiv den Bedürfnissen der Klienten an.

Schmerzen durch Verspannungen

Fehlhaltungen und Angewohnheiten, wie z. B. mit vorgestrecktem Kopf vor dem Computer sitzen oder mit dem ganzen Gewicht auf einem Bein stehen, sind Dauerbelastungen, die mit entsprechenden Daueranspannungen verbunden sind.

Dadurch entstehen sensomotorische Störungen in den dauerbelasteten Muskeln.

Diese können mit der Zeit weniger wahrgenommen werden. Ohne Verhaltensänderung geht die Belastung weiter, bis sich Schmerzen melden und die Bewegungskoordination gestört wird.

Je nach dem Ort der Daueranspannung entstehen jetzt statt vorübergehender Missempfindungen massivere Beschwerden. Zum Beispiel finden sich:

  • Kopfschmerz, auch Neigung zu depressiver Stimmung bei Verspannungen in der Nacken- und Kopfmuskulatur
  • Knieschmerzen bei Verspannungen der Rücken-, Bein- und Fussmuskulatur und/oder des zugehörigen Bindegewebes (Faszien)

Die Verspannung kann dem Bewusstsein so entzogen sein, dass sie sich willentlich nicht mehr lösen lässt, nicht einmal gespürt wird.

Praxisbeispiel Schulterschmerzen

Bei einem Klient ist von aussen sichtbar, dass die Schultern hochgezogen sind. Sowohl beim Gehen wie beim Greifen bewegen sich die Schultern nicht. Die Schultermuskulatur fühlt sich hart und verspannt an.

Der Betreffende spürt nur den Schmerz. Willkürlich entspannen kann er die betroffenen Muskeln, aber sobald er nicht mehr daran denkt, kommen sie in die gewohnheitsmässige Anspannung zurück. Die Schultern locker fallen zu lassen, gelingt ihm nicht selbstverständlich.

→ Sein Gehirn hat vergessen, wie das geht.

Mögliche therapeutische Impulse

Körperorientierung/Wahrnehmungsschulung

Um dem Klienten einen bewussten Zugang auf die betroffenen Schultermuskeln zu ermöglichen, streiche ich als Erstes mit der Hand über die Muskulatur und gebe damit eine erste sensorische Information: «Schau Gehirn, um diesen Muskel geht es» Ich leite den Klienten an, die Schulter bewusst weiter nach oben in die Fehlhaltung hinein zu ziehen und anschliessend sehr langsam nach unten zu lassen. Er kann den Muskel so besser «orten». Dadurch bekommt er eine Wahrnehmung für die Spannungsregulation des Muskels. Das Gehirn des Klienten bekommt ein sensorisches Feedback, welches beim Bewegen entsteht. Es ist etwas Neues, Interessantes, was normalerweise nicht gespürt wird und die Wahrnehmung erweitert, welche Grundlage für die Spannungssregulation ist.

Weiter kann bewusst nur mit einer Seite der Schultern gearbeitet werden, um den Unterschied klarer zu spüren:

  • In der Rückenlage mit hochgelegten Beinen Berührungsimpulse geben, Massage-und Reflexpunkte aktivieren, die ein Loslassen der Muskulatur und eine Regulierung des Nervensystems ermöglichen. Sich bewusst erfahren «vor» und «nach» der Behandlung. So einen Spannungsunterschied wahrnehmen.

Der Klient spürt überrascht: Die mobilisierte Schulter fühlt sich entspannter, lebendiger, lockerer an, sie lässt sich besser bewegen. Sie fühlt sich grösser an, so dass er befürchtet, sie sei höher als die andere. Im Spiegel sieht er, dass sie weiter unten ist als die andere Schulter. Ich erkläre, dass diese «falsche Sinneswahrnehmung» typisch ist, wenn sich die Spannung in einem «unbelebten Bereich» zu verändern beginnt.

Jetzt erst nimmt er mit Erstaunen wahr, wie sehr seine andere Schulter hochgezogen ist und sich eng und klein anfühlt. Der Unterschied lässt ihn das wahrnehmen. Im Spiegel sieht er auch, dass das ganze Verhältnis von Kopf und Nacken auf der behandelten Seite entspannter aussieht. Ich erkläre, dass in den Nackenmuskeln zentrale Rezeptoren zusammenkommen, die nicht nur auf die Kopfbalance wirken, sondern wie eine primäre Steuerung die gesamte Bewegungskoordination beeinflussen. Die Muskelverspannung in den Schultern beginnt deswegen auch im Nacken.

Das Gehirn beginnt, den Muskel anders wahrzunehmen. Der Mensch beginnt die Schulter im ganzen Verhältnis von Kopf und Nacken wahrzunehmen. Er erfährt von der primären Steuerungsfunktion im Nackenbereich.

Vertiefte Auseinandersetzung mit Bewegungsmustern – ganzheitliche Zusammenhänge der Körperempfindungen mit Gefühlen und Gedanken

Es folgt eine Wissensvermittlung:
Wie sieht das Schultergelenk anatomisch aus? Wir schauen es am Skelett an.

Wir erforschen gemeinsam:

  • Mit welchen Bewegungen könnte die Verspannung zusammenhängen?
  • Wie hängt die Verkrampfung der Schultern mit der Koordination von Kopf und Rumpf zusammen?
  • Balanciert der Kopf frei auf der Halswirbelsäule?
  • Ist die Halswirbelsäule stabil unterstützt, um den Kopf frei zu tragen?

Ich könnte dem Klienten über berührende und bewegende Impulse eine Idee geben, wie das Zusammenspiel von Kopf und Rumpf ist.

Ich könnte dem Klienten vormachen, wie hochgezogene Schultern aussehen im Unterschied zu locker hängenden und die Haltungen nachmachen lassen.

Fragestellungen:

  • Passt diese Haltung zum inneren Gefühl?
  • Kommt ein ganz anderes Gefühl hoch?
  • Wie sähe die Haltung dazu aus?

Vielleicht kommt jetzt ein Thema auf, das nichts mehr mit der äusseren Verspannung der Schultern zu tun hat, sondern mit einem inneren Gefühl, welches diese Verspannung entstehen lässt. Psychische Themen können Thema werden, innere Impulse werden wichtig genommen. So hat der Klient immer Einfluss auf den Verlauf. Es ist ein Zusammenspiel von therapeutischen Impulsen und spontanen Reaktionen und Bedürfnissen des Klienten, die den Verlauf steuern.

Miteinander wird dadurch erforscht, wie Beschwerden mit Gewohnheiten, mit Gefühlen und Vorstellungen zusammenhängen.

Das Gehirn beginnt die Beschwerde zu vernetzen mit anderen Bereichen. Der Mensch als Ganzes wird angesprochen.

 Themen im weiteren Verlauf der Therapie:

Konkrete Auseinandersetzung mit koordinierten und unkoordinierten Bewegungen der Schultern

Wir machen verschiedene Arm-Bewegungen mit hochgezogenen und mit lockeren Schultern. Wir erforschen, wie sich die Balance vom Kopf auf der Wirbelsäule und die Anspannung oder das Gelöst-Sein im Nacken auf die Schultern auswirkt. Wir gehen und greifen mit starren Schultern und steifem Rücken. Zum Vergleich machen wir Arm-Bewegungen mit lockeren Schultern oder bewegen die Schultern beim Gehen und Greifen. Wir erforschen: Was ist anders?

Ich lenke die Aufmerksamkeit des Klienten auf seine Körperwahrnehmung: «Wie fühlt sich Ihre Schulter jetzt an?» «Merken Sie hier eine Veränderung?»

Dann frage ich nach, wo ich Gewohnheiten bemerke «Bitte bleiben Sie einen Moment in dieser Haltung. Was sehen sie im Spiegel, was fällt Ihnen auf. Wie fühlt es sich an?» So beginnt er allmählich, seine eigenen, bis dahin unbewussten Gewohnheiten zu registrieren. Er fängt an zu verstehen, wie er unbewusst die eigenen Beschwerden mit bewirkt und gewinnt Einfluss darauf.

Am Ende jeder Behandlungsstunde frage ich: «Wie fühlen Sie sich jetzt?»,

«Was hat sich verändert?». «Was könnten Sie im Alltag anders machen?». Durch die Hinweise wird der Klient aufmerksamer, achtsamer und beginnt zu experimentieren.

Das Gehirn und der Mensch wird wach für sich selbst und beginnt Möglichkeiten einer Bewegungssteuerung zu erfassen und zu erproben.

Selbstregulierung erfahren Die Wirkung der Schwerkraft nutzen

Immer wieder wird im Liegen gearbeitet. Es passieren am ganzen Körper ausgleichende Berührungen und Mobilisationen, dazu werden Reflexzonen angesprochen über die Füsse. Loslassen ist möglich.

Der Klient erfährt, wie er sein Gewicht an die Liege/den Boden abgeben kann. Er darf sich berühren und bewegen lassen. Energie fliessen lassen.

Selbstregulierende Kräfte wirken ohne aktives Tun. Es ist vergleichbar mit dem, was sich im Schlaf reguliert. Aussen tun wir nichts, innen arbeitet es intensiv und regulierend.

Entspannung bei Bewusstsein zu erfahren hilft, in Aktivitäten gelöster zu sein.

Die Wirkung der Schwerkraft zu bemerken und zuzulassen ist ebenso Thema im Sitzen und Stehen, indem überflüssige Anspannung losgelassen wird. Auch hier wird bewusstes Loslassen geübt. Durch Zulassen der Schwerkraft kann die entsprechende «Gegenkraft» des Drucks vom Boden genutzt werden. Müheloses «Sich Aufrichten» gelingt auf diese Weise.

Bei äusserer Ruhe ist das Gehirn und der Organismus unbewusst äusserst aktiv damit beschäftigt, Selbstregulationen auf allen Ebenen in Gang zu setzen. Die Schwerkraft wirken lassen und sie zu nutzen wird erfahren.

Innehalten und sich neu ausrichten

Die Wahrnehmung wird erweitert. Es wird geübt, über mentale Impulse auf sich Einfluss zu nehmen.

Wir erforschen gemeinsam:

  • In welchen Situationen kommt die Fehlhaltung?
  • Wie beginnt es im Körper, z.B.: wo baut sich zuerst Spannung auf?
  • Bemerke ich Einseitigkeiten?
  • Wie kann ich konstruktive Pausen in mein Leben integrieren?

«Innehalten» ist das Unterbrechen einer ungünstigen Gewohnheit.

In einer Anfangssituation NICHT weiterzumachen, sondern einen Moment innezuhalten und sich neu auszurichten wird geübt. z.B. sich Raum geben um wahrzunehmen: z.B. sich Raum geben um wahrzunehmen: «Ich bin angespannt im Halsbereich». Um sich dann innerlich zu sagen: «Ich lasse meinen Hals frei sein, damit mein Kopf frei balancieren kann». Miteinander reflektieren. . Änderte sich die Spannung im Halsbereich tatsächlich «nur» durch diese gedachte «Anweisung»? Es kann bemerkt werden, wie mit mentalen Impulsen Einfluss auf das eigene Verhalten genommen werden kann.

→ Das Gehirn und der Mensch nutzen die Möglichkeiten der Selbstreflexion, der Achtsamkeit und der mentalen Ausrichtung. Der Einfluss auf sich selbst erweitert sich.

Integration in den Alltag

In Alltagsbewegungen wird weiter geforscht:

Jemand bemerkt: «Im Büro arbeite ich immer mit hochgezogenen Schultern. Mittlerweile habe ich auch zuhause ständig die Schultern hochgezogen». Ein anderer: «Wenn ich mich konzentriere, hab ich schon die Schultern oben». Diese Beobachtungen können nur die Klienten selbst machen. Nur sie können Wege finden, die eine Fehlhaltung verändern lässt. In der Therapie erarbeiten wir gemeinsam einen anderen Umgang mit sich auf körperlicher und mentaler Ebene. Dieser neue Umgang mit sich wurde zuerst in der Therapie erfahren, später beginnt er selbstverständlich zum eigenen «Werkzeug» zu werden. Es kann gewählt werden zwischen dem «altem» und «neuem» Verhaltensmuster.

Dabei beginnen die Klienten, sich als «psychophysische Einheit» zu begreifen.

Das heisst zu bemerken, unter welchen psychischen Belastungen sie sich körperlich mehr anspannen und umgekehrt, welche ihrer Körperhaltungen und Gewohnheiten dazu führen, dass sie sich physisch oder psychisch besser oder schlechter fühlen.

das Gehirn und der Mensch erkennen Zusammenhänge zwischen Körper, Seele und Geist und dem eigenen Verhalten. Beschwerden werden beeinflussbar.
Die erfahrene Selbstkompetenz gibt ein besseres Selbstwertgefühl.
Es kommt «Sinn» in das, was passiert und wie die Reaktion darauf sein kann.
Das führt zu einem positiveren Umgang mit sich selbst und den Beschwerden.

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Ich bin EMR-anerkannte Therapeutin für die Methoden AlexanderTechnik (mit eidgenössisch anerkannten Diplom als KomplementärTherapeutin) und für Fussreflexzonen-Therapie. Mit Zusatzversicherung zahlen die meisten Krankenkassen einen Beitrag (bis zu 90 %).
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